Sommer, Sonne, Strand, bunte Cocktails, mediterrane Tapas – endlich wieder Urlaub!
Dass man bei der Anreise nach Rhodos, Palma oder Antalya eventuell in einem Flugzeug sitzt, mit dem gerade Menschen nach Pakistan oder Nigeria abgeschoben wurden, wissen die wenigsten. Und auch das Hotel mit dem tollen Pool und dem umfangreichen All-inclusive-Buffet könnte dem Konzern gehören, der gut die Hälfte aller Charterabschiebungen aus Österreich durchführt.
Iberojet, die Fluglinie des spanischen Touristikkonzerns „Grupo Barceló“, ist heuer 6 von bisher 12 Charterabschiebungen geflogen – nach Pakistan, Nigeria und Bangladesh. Aber nicht nur für Österreich führen sie Abschiebungen durch, sondern auch für Deutschland und Spanien.
Die Grupo Barceló ist ein international tätiger Hotel- und Touristikkonzern aus Palma. Die Barceló Hotel Group verfügt über 150 gehobene Hotels in 22 Ländern, die meisten davon in Spanien, den USA und Mexiko. Die Marken „Royal Hideaway Luxury Hotels“, „Barceló Hotels & Resorts“, „Occidental Hotels & Resorts” und “Allegro Hotels“ sind Teil dieser Hotelgruppe.
Zusätzlich haben sie 400 Reisebüros in 20 Ländern und eben eine eigene Fluglinie, um die Urlaubsgäste zu ihren Hotels zu bringen.
Corporate Watch hat letztes Jahr eine umfangreiche Recherche über die Beteiligung der Barceló Group an Abschiebungen aus ganz Europa gemacht. Damals hieß die Fluglinie noch „Evelop“, der Name wurde 2021 in Iberojet geändert.
Das Iberojet-Flugzeug mit dem Kennzeichen EC-MII ist ein typischer Abschiebe/Urlaubsflieger.
Schaut man sich den Flugplan auf flightradar24 an, dann sieht man zwischen den Urlaubsflügen nach Madrid, Havana (Kuba) und Punta Cana (Dominikanische Republik) die Abschiebeflüge nach Nigeria und Pakistan.
Ähnlich sieht es bei einem Flugzeug aus, das in den letzten Wochen zweifelhafte Berühmtheit erlangt hat: dem Flieger EC-LZO der Charterlinie Privilege Style, auf dem Asylwerber aus Syrien, dem Irak, Iran und Vietnam aus Großbritannien nach Ruanda abgeschoben hätten werden sollen. Privilege Style hat in den letzten Jahren (besonders 2019 und 2020) auch für Österreich und Deutschland Abschiebungen durchgeführt – vor allem auf Langstreckenflügen nach Afghanistan oder Pakistan. EC-LZO ist das Flugzeug, das sie für einen Großteil der Abschiebungen verwenden. Letzte Woche sollte der Flieger also von einem kleinen Militärflughafen in der Nähe von London nach Kigali/Ruanda fliegen. Der Flug fand nicht statt und EC-LZO ist in der gleichen Nacht noch zurück zum Heimatflughafen Madrid geflogen. Inzwischen ist das Flugzeug wie auch schon vor dem gescheiterten Ruanda-Flug wieder an den deutschen Urlaubsflieger Condor (Flugnummer DE14xx) vermietet und fliegt Urlaubsgäste von Frankfurt aus nach Lanzarote, Gran Canaria und Palma.
Weder Iberojet noch Privilege fliegen allerdings regulär von Österreich aus – im Gegensatz zu 2 anderen Fluglinien, die ebenfalls Abschiebungen durchführen, wenn sie nicht gerade Urlaubsgäste zu Traumstränden fliegen.
Corendon, eine türkisch-niederländisch-maltesische Fluglinie, fliegt aus Wien, Linz, Graz und Salzburg nach Griechenland, Spanien, die Türkei und Ägypten.
Und Smartwings, die größte tschechische Fluglinie, die für Österreich vor allem Abschiebungen nach Georgien, Armenien, die Türkei und Russland durchführt, fliegt von österreichnahen Flughäfen weg. Von Brno und Bratislava fliegen sie nach Bulgarien, Griechenland, Spanien, Ägypten und in die Türkei.
Dass Protest gegen solche Fluglinien Erfolg haben kann, zeigt wieder das Beispiel “Privilege Style”. Schon bei Abschiebungen nach Afghanistan gab es immer wieder Protestbriefe und Nachfragen auf Social Media, aber im Vorfeld der Ruanda-Abschiebung wurde der Protest so laut, dass Privilege Style inzwischen nicht nur alle ihre Social Media Kanäle gesperrt hat, sondern auch die englische Version ihrer Homepage offline genommen hat. Das Branchenmedium “Simple Flying” schreibt sogar: “Whichever plane they use, Privilege Style is offering a masterclass in bad corporate decision-making and trashing an airline brand.” (Übers.: Welches Flugzeug sie auch immer benutzen, das ist ist ein Lehrstück für schlechte Unternehmensentscheidungen und die Zerstörung der Marke einer Fluggesellschaft.) Das hat vor allem damit zu tun, dass Privilege Style vorrangig Flugzeuge an Urlaubsanbieter wie Condor und TUI vermietet und für viele spanische Fußballclubs wie den FC Barcelona und Atletico Madrid fliegt. Die werden natürlich nicht so gerne mit Abschiebungen in Verbindung gebracht.
Es lohnt sich also, bei der Urlaubsbuchung darauf zu achten, mit wem man fliegt und in welchem Hotel man übernachtet, wenn man keine Firmen unterstützen will, die mit Abschiebungen Geld verdienen. Und jetzt: Schönen Urlaub!